Monster Truck

COMEBACK

Comeback – a horror scenario
In place of a colorful carpet there is now only a white square.A depressive donkey, a wolf in sheep’s clothing and a cupboard go to a war that ended ages ago. At the side of the battle field they toast their defeat with a cup of tea.The winners of today are the losers of tomorrow. “Don’t be sad” – it reads in scrawly letters.A feeble consolation.
Mercilessly,their story repeats itself until everything is drowned in sugary-sweet melancholy and the last remnants of the land of Cockaigne are buried under sticky layers.Welcome to the funeral feast.The coffee has become unbearably sweet over time – thirteen,fourteen,chug it.
Monster Truck wield sheer visual force and present a pandemonic spectacle of nightmares to celebrate the return of the dead, who have to visit their homeland once more so they can finally stay away – and so in a grand gesture they are cruising along the river Styx – idling onwards toward destruction!
Produced by and starring: Manuel Gerst, Matthias Meppelink, Sahar Rahimi, Cecilie Ullerup Schmidt, Ina Vera Technical Management: Walter Freitag Production Management: Claudia Jansen Co-produced by: Forum Freies Theater, Düsseldorf / Kampnagel, Hamburg / Künstlerhaus Mousonturm, Frankfurt/ Sophiensaele, Berlin.
Support by funds from the Capital Cultural Fund.
Opening Night: April 4, 2008, Plateaux-Festival, Mousonturm Frankfurt/Main

10. Apr. 2009
20:00 Uhr
Mousonturm Frankfurt / Main

09. Apr. 2009
20:00 Uhr
Mousontrum Frankfurt / Main

31. Jan. 2009
20:00 Uhr
FFT Düsseldorf

30. Jan. 2009
20:00 Uhr
FFT Düsseldorf

29. Jan. 2009
20:00 Uhr
FFT Düsseldorf

11. Okt. 2008
20:00 Uhr
FFT Düsseldorf

10. Okt. 2008
20:00 Uhr

09. Okt. 2008
20:00 Uhr

08. Okt. 2008
20:00 Uhr

04. Okt. 2008
20:00 Uhr

03. Okt. 2008
20:00 Uhr

02. Okt. 2008
20:00 Uhr

18. Apr. 2008
20:00 Uhr

17. Apr. 2008
20:00 Uhr

Berliner Zeitung 08.10.2008 von Doris Meierhenrich "Surreale Schrecken"

MONSTER TRUCK ZEIGT EIN "COMEBACK" IN DEN SOPHIENSÆLEN
Die Welt hier ist ein zusammengehauenes, ovales Ding: unten ein Organismus aus Hautblasen, oben ein Raumschiff aus Aluwänden. An einer Seite ragt eine ausgefranste Galionsfigur mit Schweinskopf hervor, als sei eine uralte Piratenfregatte in den Sophiensælen gestrandet. Drum herum aber biegen sich lianenartige Röhren zu einer Krone, als parke hier eine königliche Satellitenstation. Gezupft und gehämmert ist alles an diesem Hybridgebilde und dennoch scheint es natürlich gewachsen - ein ausgeklügeltes Zivilisationsobjekt mit unkontrollierbarer, archaischer Schlagseite. Ganz ähnlich den fünf Figuren, die eingehüllt in Pelzmäntel und mit kleinen Geweihen an den Stirnen aus grün-apokalyptischem Nebel auftauchen und überstürzt in der eigenartigen Biomaschine Zuflucht suchen. Wir befinden uns in einer Art zukünftiger Vergangenheit. Wahrscheinlich, denn eindeutig ist in dieser Science-Fiction-Installation des jungen, studentischen Bühnenkollektivs Monster Truck aus der Gießener Theaterschmiede nichts. "Schreckensszenario" heißt ihre Performance "Comeback" im Untertitel, doch sagt das nur die halbe Wahrheit. Gleich zu Beginn schleicht jemand mit Gasmaske über dem Kopf herein und taut langsam einen eingefrorenen, in Zuckerwatte eingesponnenen Cowboy mit Wasserspritzern auf, von Ferne donnern kriegerische Geräusche dazu. Und all die scheuen Menschenböcke, die sich dann auf die Bühne wagen, agieren in ihren Pantomimen so rührend unbeholfen, dass dies Schreckensszenario eher an Buster Keaton als an Weltraumkrieg erinnert. Globus und Gehirn Es riecht nach Katastrophe und Zuckerwatte: Schlimmes scheint passiert, das aber in sehr alltäglichem Maß. Vor allem jede (selbst)verständliche Ausdruckskraft ist verschwunden. Weder Gefühle noch Gedanken sind hier mehr einfach einzufangen oder auszuteilen, weshalb der aufgetaute Cowboy auch gleich wieder verschwindet - seine Geschichte von Männern, Zäunen und Rindern ist längst vorbei. Stattdessen tauchen Mischwesen mit tiefschwarzen Trauerrändern unter den Augen auf und bekommen Tränenflüssigkeit aufs Gesicht geträufelt. Worum es in diesen gut 50 Minuten geht, ist schwer zu sagen. Sicher balancieren die sechs Monster Trucker in ihrem wortlosen, surrealistischen Bilderreigen immer nah an jener Grenze, wo Ausgedachtes, Gefühltes und Vorgefundenes zu jenem Gespenst verschmelzen, das Wirklichkeit heißt. Dieses irrlichternde Projizieren von Innen nach Außen und umgekehrt hält die Trucker auf den Spuren Stanislaw Lems, dem sie schon 2005 ihr allererstes Bühnenprojekt widmeten. Und ganz wie in den wahrnehmungskritischen Zukunftsszenarien des polnischen Autors sind die polymorphen Gebilde in "Comeback" düstere Spiegel menschlicher Erkenntnis- und Körpergrenzen. Langsam zieht ein pferdeköpfiger Zweibeiner das bizarre Welt-Gefährt, an dessen Seite plötzlich Sätze wie "Der Eingang bin ich" oder "zur Stadt der Trauer" auftauchen, über die Bühne, und der dampfende Globus erscheint plötzlich wie ein Gehirn. Aus dem eigenen Kopf und Körper kommt niemand heraus: Dieses Dilemma aufzureißen, gelingt eindrucksvoll, etwas Tragfähiges zu entwickeln, noch nicht.

Berliner Morgenpost von Katrin Pauly

Das "Comeback" von Monster Truck in den Sophiensälen
Am Anfang ist das Wort. Und das wird den ganzen Abend nicht mehr wiederkehren. "Tscha", spricht der Cowboy, "das ist das Ende meiner Geschichte." Dabei war er schon mal ganz am Ende, am Schluss der letzten Inszenierung von Monster Truck. Die hieß "Live Tonight". Jetzt stellt das Performance-Kollektiv seine neue Produktion "Comeback" in den Sophiensälen vor. - Und der Cowboy vom letzten Schluss verkündet am Anfang des Neuen sein Ende.
Man kann den Monster Truckern vieles vorwerfen, dass sie auf ihre pseudo-dilettantische Art ziemlich trashig sind und dass sie sich jeder Art von
Erzählung verweigern, aber von der absoluten inneren Geschlossenheit ihres seltsam-eigenwilligen Kosmos, davon verstehen sie was. Dieser
Kosmos fühlt sich ungefähr so an, als wäre man bei Alice im Wunderland zu einer Horror-Science-Fiction-Party geladen. Ob man sich dort
wohlfühlt, ist echte Geschmackssache. Man wird sich entweder glänzend amüsieren oder zu Tode langweilen. Weitere Partygäste sind: ein
tanzender Schrank, ein paar Untote, ein Pferd, dem Wasserhähne aus dem Kopf wachsen. Wir befinden uns irgendwo zwischen Leben und Tod,
Menschen sterben und werden geboren, der ewige Kreislauf. Im Zentrum steht bühnenbeherrschend eine gigantische Kugel mit Krakenarmen und
echtem Schweinskopf als Gallionsfigur. Gesprochen wird, außer eben am Anfang, kein einziges Wort. Stattdessen entwickeln sich auf der Bühne
Bilder von fast monumentaler Wucht, die vom Zuschauer unbedingte Einlassung fordern. Als Belohnung für diesen Kraftakt gibt's Süßes: Drei
Zuckerwattemaschinen im Windkanal blasen massenhaft klebrig-weiße Schwaden auf das Szenario. Auch die dicke Kugel ist am Ende ganz
eingezuckert, bricht dann aber doch noch nach oben blütengleich auf und gebiert ein Kind.
Ob dieser Phönix aus der Watte eine Zukunft hat, wird sich erst noch zeigen. Vermutlich dann zu Beginn der nächsten Monster-Truck-
Inszenierung.

Düsseldorf ist ARTig von Katja Panyutina

Immer mehr Zuckerwatte quillt aus der Maschine hervor. Als das pelzige Wesen seine Windmaschine anschmeißt, kommt ein Sturm aus Zuckerwatte auf, begleitet von ACDC’s „Thunderstruck“. Der Esel und seine Mitstreiter versuchen, gegen den Wind anzukommen, den Windmacher zu erreichen. Die Kämpfer werden zurückgeworfen, gegen die Wände geschleudert, aber sie geben nicht auf. Immer wieder nehmen sie, sich mit ihren großen Schildern schützend, Anlauf. Auch der Esel, der ein riesiges Raumschiff hinter sich herzieht, kämpft sich mit größter Mühe durch den Sturm. Die Zuckerwatte glitzert im Scheinwerferlicht wie Schnee in der untergehenden Sonne. Wunderschön und tödlich zugleich, legt sie sich auf die Welt von „Comeback“.
Ein unvergessliches Bild, denn das Wort ‚Bilder’ drückt es am Besten aus. Es sind nicht einfach Szenen, sondern unglaubliche Bilder, die von Monster Truck erschaffen werden. Unmöglich, sie alle aufzuzählen, und genauso unmöglich, sie alle zu beschreiben. Endzeitszenario, Surrealismus und Science Fiction vereinigen sich in nur 50 Minuten zu einer Welt mit einer völlig eigenen Ästhetik. Seltsame Wesen wie ein Esel mit Wasserhähnen statt Augen, ein tanzender Schrank und pelzige Krieger mit schwarz untermalten Augen bevölkern dieses Universum…Unter die Musik von einem winzigen, schwarzen Klavier mit klackenden Tasten lebt diese Welt auf. Alles vereinigt sich in einem wilden und verrückten Tanz, um kurz darauf im Sturm aus Zuckerwatte unterzugehen. Dann ist alles still und dunkel, die Kämpfer unter ihren eigenen Schildern begraben. Alles ist tot. Und doch nicht ganz. Langsam, unsicher kommt unter einem Schild ein Arm hervor. Er tastet nach dem Klavier und fängt ganz langsam – Finger für Finger, Taste für Taste – an, zu spielen. Nur ein leises, entferntes Echo des wilden Tanzes. Und doch genug, um neues Leben entstehen zu lassen. Leben und Tod, Freude und Leid sind hier wie im echten Leben eng miteinander verbunden und es sind noch so einige andere Themen, die man in dem Stück vorfindet. Letztendlich spricht es aber vor allem Wahrnehmung und Gefühle an. Man sieht hin – und ist fasziniert.
Das liegt nicht nur an der unglaublichen schauspielerischen Leistung, sondern auch an den Requisiten, Kostümen und Masken. Allein schon die Figur des Esels im Parka ist eine Meisterleistung. Im Gesicht ein Verband, und an Stelle der Augen zwei Wasserhähne, aus denen Kaffee und Milch fließen. Als er diese in eine Tasse füllt und dann auch noch in aller Seelenruhe aus einer seiner Nüstern einen Strohhalm rausholt, um den ‚selbst geweinten’ Milchkaffee zu schlürfen, kann man sich ein verwundertes Lachen nicht verkneifen. Erstaunlich ist auch das Gebilde, das an ein Raumschiff erinnert. Eine bewegliche Unterkunft aus Alufolie, seltsamen Schläuchen, aufgeblasenen Mülltüten, allerhand anderen Materialien, und einem Schrank als Eingang. Je nach Szene, oder besser gesagt, Bild, wirkt dieses Gebilde anders. Mal wie ein Reisezelt mit Klappstühlen vor dem Eingang, mal wie ein echtes Raumschiff, von innen leuchtend. Aber eins bleibt immer gleich: es wirkt seltsam lebendig, z.B. als es sich am Ende wie eine Blüte öffnet und ein Wesen mit kleinem Geweih, Pelz und Sonnenschirmchen zur Welt bringt. Unglaublich ist auch, dass alles, was zum Raum gehört, für das Stück genutzt wird. Von der Decke fallen mit ganz viel Krach die Schilder der Kämpfer herunter, der Raum hinter der Bühne wird beleuchtet, die Schauspieler kommen und verschwinden durch beide Türen im Saal. Außerdem ändern sich stets das Licht, die Musik und die Geräusche. So hat man das Gefühl, nicht eine Bühne, sondern tatsächlich eine ganze Welt vor sich zu haben, in der man nie weiß, was als nächstes kommen wird. Die Krönung des Ganzen ist aber die Zuckerwattemaschine und der Laubsauger, mit dem die Watte (die man am Ende sogar essen darf!) auf der ganzen Bühne verteilt wird.
Natürlich ist so eine Aufführung nicht jedermanns Geschmack. Aber die Endzeitstimmung, die in der Welt von „Comeback“ vorherrscht, reißt einfach mit. Es ist wirklich schwer, diese Welt einfach zu verlassen und ganz normal auf die Düsseldorfer Straßen zu gehen, nachdem man sie erlebt hat. Dass dieser relativ kurze, und doch so prall gefüllte „Bilderreigen“ fast ganz ohne Worte auskommt, ist erstaunlich, aber auch verständlich: Schließlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte.