Monster Truck

REGIE

In their production of Dschingis Khan in 2012 the performance group Monster Truck had focused on forms of staging the so-called ‘Other’ and within that framework systematically degraded three people with Down syndrome as ‘wild mongols’ in a human zoo. Now they will try a reversal of the conditions and orchestrate the emancipation of their three protégés. In the grandest possible gesture of empowerment three people who never would have dreamed of directing themselves are presented to the audience as directors. But what exactly are the prerequisites to – let’s sum up the role of the director in this – making a dream reality? And precisely whose dreams are meant in this concrete case? Those of the three handicapped who, for once, are able to make some small decisions in a tightly defined space? Or rather the dreams of us because we want them to be deranged, wild and uninhibited and ingenious, and if not that, then at least as normal as we are? How much of the stereotypical phantasies the “mentally handicapped” directors present astheir own ideas for a production are really of their own creation? And is it really about them, or are they still mere placeholders for our own, always insufficiently fulfilled yearning for self- actualization? A wide gap yawns between imagination and realization. Please enter.

10. Jun. 2015
7:00 pm
Kaserne Basel

17. Mai. 2015
8:00 pm

25. Apr. 2015
8:00 pm

01. Nov. 2014
8:00 pm
Kampnagel Hamburg

31. Okt. 2014
8:00 pm
Kampnagel Hamburg

30. Okt. 2014
8:00 pm
Kampnagel Hamburg

08. Nov. 2014
8:00 pm
FFT Düsseldorf

07. Nov. 2014
8:00 pm
FFT Düsseldorf

14. Jun. 2014
8:00 pm
Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr

13. Jun. 2014
8:00 pm
Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr

25. Mai. 2014
8:00 pm

24. Mai. 2014
8:00 pm

23. Mai. 2014
8:00 pm

22. Mai. 2014
8:00 pm

19. Apr. 2014
8:00 pm

18. Apr. 2014
8:00 pm

17. Apr. 2014
8:00 pm

Rambo, Sex and four-legged members of the audience – Thikwa and Monster Truck present “Regie”! May 21, 2014 Lukas Gmeiner

Who takes responsibility for what is put on stage? The director? Or should we disengage ourselves from the concept of a ‘director’ since in post-dramatic creations professional limits tend to blur? This is where “Regie” (“Direction”) by the Thikwa theatre and Monster Truck overthrows ancient norms of theatre and shows how much various technical, dramatic and artistic competencies blur together and cannot be separated any longer. “Regie”, therefore, is to be understood as a dig at an obsolescent concept; as well as a prelude to truly inclusive works of theatre that promises much more for the future.

Simone Kaempf: "Regie – Monster Truck und die drei Down-Syndrom-Schauspieler aus "Dschingis Khan" spielen in den Berliner Sophiensaelen mit den Regeln des Theaters Macht-Schabernack", Nachtkritik, 17.4.2014

Einer der Regisseure dieses Abends sieht empfindlich nach einem Rainer-Werner-Fassbinder-Double aus: Lederjacke, schwarzer Schlapphut, dunkle Sonnenbrille und ein unverkennbar regressiv abgeklärter Gesichtsausdruck. Diesen verändert Oliver Rincke auch nicht, wenn er, auf einem Regiestuhl sitzend, auf die Bühne gerollt kommt. Schon das eine Parodie auf coole Regisseure hinter ihren Filmkameras, aber ebenso auf die schnurrende Mechanik beweglicher Kameraschienen und die ganze Theater- und Filmapparatur, in der mehr oder weniger despotische Regie-Meister das Sagen haben.  

Meta-Kommentar zur "Dschingis Khan"-Diskussion
Auch Sabrina Braemer und Jonny Chambilla schweben irgendwann auf diesem Stuhl auf die Bühne – die drei PerformerInnen kennt man in dieser Konstellation aus Dschingis Khan, jener Koproduktion des Berliner Theater Thikwa und dem Gießener Regie-Kollektiv Monster Truck, die eine heftige Diskussion auslöste. Unter anderem darüber, wie selbstbestimmt die drei Schauspieler mit Down-Syndrom eigentlich agieren oder ob sie "benutzt" werden, erhalten sie in "Dschingis Khan" doch ständige Anweisungen, wie sie sich über die Bühne zu bewegen haben.
Die Fortsetzungs-Inszenierung "Regie" wirkt wie ein Meta-Kommentar auf diese Diskussion. Braemer, Chambilla und Rincke firmieren als Regisseure der Inszenierung, unter wieviel tätiger Mithilfe der "Monster Truck"-Mitglieder, bleibt offen. Sie geben aber nicht nur ihren Regie-Einstand, sondern treten auf der Bühne auch selbst in diesen Rollen auf. In Filmeinspielern auf der Videoleinwand, die groß über die Bühne gespannt ist, sieht man sie als erstes beim Durchforsten der Inspirationsquellen für ihre Ideen: Schnipsel aus Fernsehzeitschriften, in denen sie unter Jubel Sylvester Stallone als Rambo entdecken, oder ein Porno-Video, das den heimlichen Wunsch nach einem "Sextheater" weckt.

Den "Affen machen"
Gesagt, getan, der Regisseur bekommt, was er will. Er hat schließlich alle Weisungs-Hoheit. Auf der Bühne heißt das: Auftritt der blonden Porno-Darstellerin Elisia Sky. Sie strippt, räkelt sich an der Tabledance-Stange und wirft sich in die einschlägigen Posen. Auf lüsternen Befehl des Regisseurs reibt sie sich den Hintern mit Sahne ein, lässt sich die Sahne ablecken, stöckelt aufreizend hin und her. Doch den "Affen machen", wie es von Jonny Chambilla fordert wird, da verweigert sie sich. Verschränkt trotzig die Arme, während der Thikwa-Spieler von der Leinwand knappe Befehle gibt, genüsslich auskostend, sich in der sichereren Machtposition zu glauben. 
Die These, dass ein jeder Schauspieler ein Mitspracherecht und einen freien Willen hat, wie weit er auf der Bühne gehen will, bildet das Bezugssystem des Abends. Gleichwohl treibt "Regie" mit dieser Selbstbestimmung mehr seinen Schabernack als die Fragen nach dem Machtverhältnis zwischen Schauspielern und Regie artig durchzuarbeiten. Dass dieses Machtgefüge besteht, aber jeder Schauspieler, ob normal oder mit Down-Syndrom, auf der Bühne autonom agieren kann, daran lässt die an diesem Abend wirklich großartige Sabrina Braemer keinen Zweifel. Mit einer viel zu großen Nerd-Brille kommt sie auf die Bühne, optisch die Persiflage einer hippen Bühnenfigur, kämpft mit einem kaputten Schuh, um dann auf Strümpfen weiterzuspielen, fixiert ausgiebig das Publikum.
Ihre Mischung aus Hochkonzentration und knurrig-provokanter Selbstermächtigung füllt atmosphärisch den Raum. Privatperson und Bühnenrolle verschmelzen in bester Performance-Manier, oder sieht man das wieder nur, weil man's sehen will? Mit autoritärem Charme jedenfalls holt sie sich mehrere Zuschauer auf die Bühne, denen sie Anweisungen erteilt: den Fußboden aufzuwischen, Kostüme anzuziehen, die sie von einer Kleiderstange auswählt, Handyfotos von sich zu schießen. Je besser die drei Zuschauer mitmachen, desto smarter wird Braemers Laune, um dann doch wieder in autoritären Ton zu verfallen. Und immer, wenn das improvisierte Spiel wegzurutschen droht, nimmt sie wieder das Geschehen in die Hand, das aber mit dem klaren Gestus, hier keinesfalls die niedliche Fröhliche zu sein. 

Party statt Applaus
Am Ende hat sie zwei Dutzend Zuschauer auf die Bühne geholt, die zur Partymusik tanzen. Man hat als Zuschauer freie Wahl, mitzumachen oder einfach zu gehen. Diese Abschlussparty ersetzt den Schlussapplaus, der einfach ausfällt. Die letzte Irritation dieses Abends, der mit der Theaterordnung sein Spielchen treibt, auch damit, dass im Theater mit Behinderten die Begegnung mit den Zuschauern oft ein erklärtes Ziel ist. Manche Szene dehnt sich hier allerdings auch nervig in die Länge, darin ähnelt der Abend bei aller Unterschiedlichkeit seinem Vorgänger "Dschingis Khan". Aber wer dort bereits seine Freude daran hatte, wie die drei Performer das Spiel in die Hand nahmen, bekommt hier nochmal eins draufgelegt.